Fortsetzung kommt sofort (ich hab´ heute meinen freien Tag)
Ich tue mich ansonsten auch sehr schwer mit dem Verstehen, nicht nur von Liedertexten sondern auch von Gesprächsfetzen. Bin immer froh, wenn ich ein paar Worte verstehe und dann kombinieren kann
Fortsetzung
Als wir nach ca. 3 Std. Marktbesuch wieder alle in einem Teegarten zusammentrafen, fuhren wir weiter in östliche Richtung zur verlassenen Geisterstadt Alt-Eskihisar. Diese Stadt wurde in die im 3. Jh.v.Chr. gegründete antike Stadt Stratonikeia hineingebaut, allerdings in den Achtziger Jahren wegen dem nahegelegenem Braunkohlebergwerk bei Yata?an wieder verlassen; ein neues Eskihisar wurde in der Nähe gegründet. Das Gelände mit den alten, verlassenen Gebäuden ist unglaublich. Jede Menge Futter für die Linse ...
Weil mich diesmal die "echten" antiken Steine wenig fesselten, habe ich lediglich ein paar markante Motive hochgeladen.
Um so mehr war ich von den verlassenen und beinahe zerfallenen Gebäuden begeistert.
Nach Besichtigung dieses faszinierenden Freilandmuseums und einer Teepause fuhren wir wieder zurück gen Bafa. Auf der Rückfahrt hielten wir noch in Selimieye. Wir strömten wieder aus, ein paar der Männer gingen zum Barbier, ließen sich rasieren, die Haare schneiden und sich mit Heißwachs quälen. Ich musste ja zum separaten wesentlich langweiligeren Damenfrisör und ließ mir das Haar für 5 TL rundherum kürzen, ein paar vom Rudel entfleuchten ins Internetcafe.
Zeit für Hühnchen, Reis, Auberginen- sowie Grünem Salat und verschiedenem Gemüse in Joghurtsoße bei der Göttin am Herd Besire.
Heute hatte ich nach dem Frühstück mit Olive ein kurzes Gespräch. Ich erklärte ihm, dass ich am gestrigen Unterrichtstag die Grätsche gemacht habe, nicht mehr alles im Unterricht erfassen und mir merken könne und deshalb gerne abbrechen möchte. Für meine Kölner Mitschüler war das Stoffgebiet in einigen Teilen Wiederholung, für mich seit 3 Tagen komplettes Neuland und auch hatte ich mich entgegen meiner Vorstellungen vor dem Urlaub doch nicht genügend vorbereitet, und so hinkte ich nun gewaltig hinterher. Dieses Risiko "buchte" ich allerdings bereits im Mai mit. Mit Ehrgeiz und Fleiß, und das hieß aber für mich nachmittags oder abends etwas lernen, wiederholen, üben, wäre es zu schaffen gewesen. Aber dazu hatte ich keine Lust und auch gar keine Zeit und ich hatte ja auch Urlaub.
Dennoch hatte ich unwahrscheinlich viel mitgenommen und gelernt, den Unterricht genossen (eben bis zur Grätsche), konnte bereits vieles anwenden bzw. habe ein solides Gerüst, auf dem ich weiter aufbauen kann.
An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Olive für seinen hervorragenden Unterricht
Und so ging ich nach dem Frühstück anstatt zum Unterricht mit meinen Badesachen, dem Güle-Güle-Buch (gegen das schlechte Gewissen) und einer Zeitschrift Richtung Strand. Zuerst aber zur Agora, die Damen begrüßen und mit ihnen plauschen.
Blick von der Agora zum Athena-Tempel
Ich wanderte danach bei himmlischer Ruhe ein paar der leeren Strände ab und suchte mir irgendwann eine kleine Badebucht mit natürlichem Schatten unter einer Weide, flackte mich in den Sand, schloss die Augen und träumte, ging schwimmen (der See war angenehm warm), las (nicht in Güle-güle sondern in der Zeitschrift) und ließ es mir einfach nur gut gehen. Ich war im Paradies.
Auf dem Rückweg traf ich zufällig Adil, und weil noch etwas Zeit bis zum Unterrichtsende war, machten wir die Runde zum Kastell. Rechts unten: Teile der antiken Hafenanlage
Nach Unterrichtsende fuhren einige Mitschüler und ich mit Adil nach Selimiye. Wir wollten über den Markt bummeln, eine Mitschülerin benötigte ein Geschenk und ich für den anstehenden Bayramfesttag eine Flasche Rak?, die ich spendieren wollte. Und weil wir gerade an einem kleinen, unscheinbaren Lokal vorbeikamen, bestellten wir auf Adils Empfehlung kleine Portionen Kalbsleber mit Brot und Salat. Ich aß die beste Kalbsleber meines Lebens! Und der lieben Besire brachte Adil auf unsere Anregung hin dann auch gleich mehrere Scheiben frische Leber mit. Das Abendessen war somit gebongt.
Zurück in Kap?k?r? versammelte sich das ganze Rudel im Innenhof und wir beschlossen spontan, wieder eine Wanderung im Latmosgebirge zu machen. Diesmal zum Holzsammelplatz von Adil und mit von der Partie war diesmal auch Adils Esel. Veranschlagte Wanderzeit inkl. Holz aufladen ca. 4 Stunden. Die Wanderung begann diesmal direkt hinter dem Dorf und wir hatten wieder diesen phantastischen Blick über den See.
Wir wanderten an Überresten der alten Stadtmauer entlang und sahen auf den Berggipfeln viele der über siebzig Wachtürme.
Mit dem Esel im Schlepptau war diese Wanderung diesmal anders. Der Esel, gar nicht so stur, konnte nicht jeden Weg gehen, auch passte er genau auf, wie er seine Hufen setzen musste und war äußerst vorsichtig, aber er kannte seinen Weg. Wir schnauften also mehrere Hügel aufwärts und wieder hinab bis wir zur Sommerweide von Adil kamen.
Inmitten der Olivenhaine lagerte trockenes Eichenholz und Adil begann, seinen Esel zu beladen. Das Beladen mit dicken Ästen und Stämmen war alleine schon ein Kunstwerk für sich und wir schauten staunend zu. Dabei wurden dicke Seile am Sattel befestigt und diese dann jeweils an beiden Enden mit Stöcken gespreizt und etwas gespannt. Flink belud Adil den Esel und verknotete immer wieder die Bündel mit den Seilen am Sattel bis das optimale Gewicht für den Esel erreicht war.
Gemütlich wanderten wir einen anderen Weg zurück, u.a. auch auf einer römischen Pflasterstraße
und kamen auch an einer Wasserstelle vorbei, wo wir uns mit einem Blechkrug und eiskaltem Wasser erfrischen konnten. Unser Mitschüler D. widmete sich während der gesamten Wanderung dem Esel und dieser ließ sich gutmütig führen, auch kannte dieser den Rückweg genau und fasziniert beobachteten wir wieder, wie ruhig und mit welcher Sorgfalt der alte Esel seine Hufen an manch unwirtlichen Stellen setzte, allerdings benötigte er an sehr engen Stellen wegen seiner sperrigen Last die Hilfe seines Führers. Den Ort erreichten wir von Nordwesten her kommend über die fruchtbare Ebene am Bafasee
und hatten am See entlang die untergehende Abendsonne im Rücken.
Die Rückkehr der müden Wanderer mit beladenem Esel durch den Ort erregte großes Aufsehen und Heiterkeit bei den Dörflern, es wurde regelrecht applaudiert. Der beladene Esel kam sicher in seinem Stall an und D. hatte den Eselführerschein mit Auszeichnung bestanden.
Pünktlich nach dem Sonnenuntergang servierte uns Besire dann Rote Linsensuppe, gebratene Leber, Salate aus weißen und grünen Bohnen sowie unser geliebtes Gemüse in Joghurtsauce, von dem wir nie genug bekommen konnten.
Nun war der erste Tag des ?eker Bayram?, Zuckerfest. Schon beim gemeinsamen Frühstück bemerkten wir die fröhliche Festtagsstimmung, die Familie im Feiertagsgewand erwartungsvoll ob der Besuche und eine knisternde Spannung war zu spüren wie bei uns an Heiligabend. Und im Innenhof fand ein Kommen und Gehen von Freunden, Nachbarn, Verwandten statt und sogar der junge Iman mit seiner schönen Ehefrau schaute kurz vorbei und gratulierte. Auch die Kinder vom Dorf kamen herausgeputzt, neu eingekleidet und fesch frisiert auf einen kurzen Besuch, um Süßigkeiten oder Geldmünzen zu ergattern. Küsschen recht und links, oder Küsse auf die Hand die dann zur Stirn geführt wurde ? für mich war das sehr schön zu beobachten und mir war auch sehr feierlich zu Mute.
Für die Sprachschüler und Olive war aber erstmal kein Faulenzertag, denn für sie hieß es nach dem Frühstück ab auf die Dachterrasse und büffeln. Ich überreichte unterdessen Besire meine in Deutschland ausgesuchten Bayramgeschenke für sie und ihre Familie, und sie kapierte zuerst gar nichts, doch dann nahm sie mich sehr gerührt in ihre Arme und drückte mich fest. Darunter war Schokolade, die leider etwas weich war, aber die wanderte gleich in den Kühlschrank. Und das Glas Nutella für die Kinder, welches sich am Abflugtag dummerweise aber wegen dem Trolleygewicht in meinem Handgepäck dann befand, wurde ja leider vom deutschen Zoll konfisziert. Ich dachte ja immer nur Flüssigkeiten egal welcher Art, aber Cremehaltiges ? ok, schade drum, aber ich bin wieder schlauer und hatte ja dennoch ein paar andere Geschenke im Koffer. Danach verzog mich, machte meinen Spaziergang durch den Ort ...
Befestigungsmauern der Agora
Stamm eines uralten Olivenbaums
Kuhweide direkt am See
... spazierte am Strand entlang ...
... und suchte mir dann am Strandabschnitt in der Nähe des Zeybek Restaurants mein Plätzchen, schwamm im See oder döste vor mich hin.
Es war wie immer: Die kleinen Sandstrände menschenleer, himmlische Ruhe, Silberreiher, Kormorane oder träge im See dümpelnde Fischerboote beobachten bis die Augen zufallen.
Nach Unterrichtsende befanden Adil und ein paar Mitschüler, dass wir zu wenig Bier und Wein haben und so fuhren wir nach Bafa zum Einkaufen. Auf dem Rückweg pflückten wir neben der Landstraße noch reife Granatäpfel.
Am späteren Nachmittag trafen wir uns alle auf Olives Grundstück am Ortsrand und in seinem schönen Garten, um gemeinsam zu feiern. Nach und nach kamen auch der Musiker Mehmet mit seiner Saz sowie andere Freunde mit Trommel vorbei, und wir feierten bei Musik, Gesang, spontaner Tanzeinlage durch einen Gast, diversen Getränken, Weintrauben, Nüssen und Granatapfelkernen. Workshop bei Adil: Wir basteln uns einen Aschenbecher aus Granatapfelschalen. Der Nachmittag verging wie im Flug, die Stimmung war wie immer sehr ausgelassen und fröhlich. Nun Abendessen noch bei Tageslicht, und Besire hatte leider nicht den ganzen Tag frei: Bohnen mit Hackfleischsauce, warmer Kartoffelsalat, Grüner Salat und Gemüse in Joghurtsauce.
BabyBliss träumt .... Danke für die wunderschönen Erinnerungen..... Kann man in Kapikiri als Yabanci ein Grundstück erwerben, ein Häuschen bauen? Oder ist das geschütztes Territorium? Best wishes from Bliss
Gib nie, nie, nie, gib niemals auf ! (W. CHURCHILL)
ZitatIm Ort selbst befinden sich lediglich eine Handvoll Pensionen verstreut, Hotels dürfen gar keine gebaut werden. Und überhaupt bedürfen Neu- oder Anbauten im Ort einer besonderen Genehmigung bzw. sind ganz verboten.
Dort gilt Dorfsrecht, Bliss, für Ausländer beinahe unmöglich, um in Kapikiri etwas zu kaufen! (Zum Glück!!!) Im Internet gibt es zur Zeit ein Steinhaus mit verträumten Garten in Kapikiri zu kaufen...aber der Phantasiepreis kann sich sehen lassen! Abgelegene Dörfer, so wie Kapikiri, haben leider auch keine Infrastruktur, wie wir sie kennen... Apotheke, Arzt und Krankenhaus sind weit, wenn dir da was passieren sollte, bist du schlecht dran! Auch zum Einkaufen musst du weiter als um die Ecke und als Gast bist du auf dem Dorf zwar willkommen, aber wenn du die Zeit der Gastfreiheit überschreitest, sieht die Sache schon ganz anders aus... sich als Yabanci in eine fest verwurzelte türkische Dorfgemeinschaft einzufügen ist nicht leicht!
Unsere Tochter war von Kapikiri so begeistert, dass sie am Liebsten für immer geblieben wäre! DREAM ON, die Realität sieht anders aus...
Zitat von KarinAbgelegene Dörfer, so wie Kapikiri, haben leider auch keine Infrastruktur, wie wir sie kennen... DREAM ON, die Realität sieht anders aus...
Ich sehe es so wie Karin. Die nächste Apotheke ist im 8 km entfernten Bafa, das Krankenhaus in Milas .... das würde mich in meinem Alter jetzt nicht unbedingt abschrecken. Aber man muss es schon gewöhnt sein, dass wichtige Geschäfte 10 - 30 km entfernt sind, der Dolmus nur einmal pro Tag fährt und man auf jeden Fall ein eigenes Fahrzeug braucht und/oder auf ständige Hilfe von anderen motosisierten Dorfbewohnern angewiesen ist ... wobei Karin das wichtige Thema wie die fest verwurzelte türkische Dorfgemeinschaft angesprochen hat.
Fortsetzung
Freitag, 10.09.2010
Alles hat einmal ein Ende und der Großteil des Rudels reist leider wieder ab. Und ich stelle fest, dass ich an diesem Tag die Knipse gar nicht angerührt habe. Deshalb nur ein Überblick: Nach dem Frühstück verbrachte ich wieder gemütliche Stunden am Strand des Sees. Nach Unterrichtsende fuhr ich mit einigen der Schülern und Adil zu den Outlet-Shops nach Söke: Einkaufen, bei Starbucks Kaffee trinken, Lahmacun essen.
Auf dem Rückweg machten wir den Umweg nach Akbük ans Meer. Im Fischladen am Strand besorgte Adil für das Abendessen frische Doraden. Weil es da noch so schön war (abgesehen von dem Anblick der mit Ferienhäusern zugepflasterten Hängen rund um das frühere Fischerdorf Akbük) und wir uns seit Ankunft in der TR zum ersten Mal direkt am Meer befanden, zögerten wir die Heimkehr noch ein wenig heraus. Wir besorgten uns bissl Efes Pilsener, wateten im sehr flachen Wasser zu einer ca. 100 m entfernten Insel, setzten uns dort auf die Steine, ließen die zusammen verbrachten Tage Revue passieren und genossen dann zusammen den Sonnenuntergang.
Kaum zu Hause mussten die Abreisenden schnell packen, danach tischte uns Besire schon die Doraden mit einer Knoblauch-Zitronensoße, Salat und selbstgebackenem, frischen Brot auf. Die Stimmung war nicht so ausgelassen wie sonst, weil Aufbruchstimmung war und jeder wohl traurig seinen Gedanken nachhing. Olive ging früher als sonst zu seinem Haus zurück, weil er dieses noch winterfest machen musste, auch hatte er vor, sehr früh am nächsten Morgen nach Izmir zum Flughafen zu fahren. Zwei Schüler wollten ebenfalls sehr früh am nächsten Morgen per Dolmu? nach Bodrum weiterreisen. Nun mussten an diesem Abend noch zwei andere Schüler nach Izmir zum Flughafen gebracht werden. Adil erledigt ja auch den Transfer, also wurde das Gepäck gegen 22 Uhr im Fahrzeug eingeladen und ich fuhr mit, einfach weil ich nichts Besseres an diesem Abend zu tun hatte. Adil war nicht mal unglücklich darüber, hatte er so auf der langweiligen Rückfahrt jemanden zum Quatschen, meinte er.
Kurz nach 22 Uhr fuhren wir also los, erreichten bald das andere Seeufer an der D525, kehrten da noch in einem kleinem Lokal ein und saßen mit Getränken auf der Terrasse am See und blickten auf die Lichter von Kap?k?r?. Ach hatte ich es gut, dachte ich mir, ich kann noch ein paar Tage hier bleiben. Dann machten wir uns endgültig auf den Weg nach Izmir. Wir lieferten die zwei am Flughafen ab und der Abschied war sehr traurig. Bedrückt von der Abschiedsstimmung setzten wir Zurückgeblieben uns ins Auto und düsten den ganzen Weg aber wieder plappernd zurück. Gegen 4 Uhr morgens kamen wir wieder in Kap?k?r? an.
Damit es nicht gar zu langweilig war, hier noch Fotos, die ich noch gar nicht gezeigt habe:
Das Ostufer des Sees
Abendstimmung an einem Wachturm
Blick auf Gölyaka, unten sieht man auch ein Teilstück der kleinen Landstraße die nach Kap?k?r? führt
Cosja dein Reisebericht vom Bafasee und Umgebung fazinieren mich sehr. Vor ca. 3 Jahren war ich mal in Kabikiri und das in der heissesten Zeit im Juli. Von der Hitze gequaelt übersah ich all die schönen Orte rund um den Bafasee. Sobald wie möglich werde ich den Ort besuchen und zwar an einem Tag wie heute (kühl, windig und bewölkt)
Hallo Cosja, auch ich lese mit ?nteresse deinen Reisebericht, zumal ich seit über 20 Jahren immer wieder gern an den Bafasee fahre. Eine Frage am Rande: Woher im Kreis HN kommst du? (Nur wenn du es beantworten magst) Wir haben bis letztes Jahr in Beilstein gewohnt.
Hallo Jenny, das ist ja lustig, denn Beilstein kenne ich natürlich Ich wohne zwischen dem Weinsberger Dreieck und Breitenauer See am Fuße der Löwensteiner Berge.
Wenn du so oft schon an den Bafasee bisher gekommen bist, hast du dann für den Juni einige Tipps für mich, was ich noch unbedingt erkunden sollte?
Fortsetzung
Samstag, 11.09.2010
Ursprünglich wollte ich an diesem Tag den Bafasee ja auch verlassen. Aber ein paar Tage zuvor beschloss ich dann, mir noch einen ausgiebigen Tag in Kap?k?r? und am See zu gönnen. Also arrangierte Adil Tage vorher schon für mich, dass ich meinen Mietwagen erst am nächsten Tag, Sonntag, erhalten solle.
Am langen Holztisch im Innenhof war plötzlich viel Platz und es war viel ruhiger als sonst. Lediglich drei Pensionsgäste aus Hamburg und ich wohnten noch in der Pension. Und da ich wegen der späten Rückkehr vom Airport erst um die Mittagszeit aufstand, waren diese schon ausgeflogen. Adil hing auch etwas müde von der kurzen Nacht in den Seilen. Was also lag näher, als einen faulen Tag am Strand zu planen.
Und so packten wir am frühen Nachmittag die von Besire zurecht gemachte Wegzehrung, Obst, Getränke und Badezeug ein und wanderten zu den Zwillingsinseln. Dieser Weg dorthin war nicht nur per Boot sondern auch zu Fuß sehr interessant. Wir kamen an verlassenen, zerfallenen Sommerhäusern und Burgruinen vorbei. Die Sommerhäuser wurden vor mehreren Jahrzehnten von den Dörflern Kap?k?r?s vor allem in der warmen Jahreszeit ständig benutzt, da es mühsam war, das Vieh jeden Tag auf die Felder zum See zu führen und selbst zu ihren Feldern und Äcker zu kommen. Als jedoch die Kanalisation und Elektrizität nach Kap?k?r? kam, war es für die Dörfler, inzwischen auch teilweise motorisiert, nun wesentlich komfortabler, auch während des Sommers im Dorf zu bleiben. Und so zerfielen die unbenutzten, kleinen Sommerhäuser am Strand nach und nach.
Auf dem Weg zu den Zwillingsinseln mussten wir auch einmal einem kleinen Flüsschen ausweichen und eine Überquerung suchen sowie über einige Felsen klettern. Plötzlich kam uns eine kleine Wandergruppe entgegen. Als ich den schwäbischen Dialekt wahrnahm, sprach ich sie an und während unserer kurzen Unterhaltung erfuhren wir, dass es sich um einen deutschen Archäologen samt Familie aus Tübingen handelt, der ansonsten in Pergamon tätig ist, nun aber mit seiner Familie Urlaub an der Ägäis macht und spontan auch den Bafasee samt Umgebung näher anschauen wollte. Irgendwann erreichten wir die Zwillingsinseln, machten uns am leeren Strand breit und über die Brotzeit her, dösten, schwammen und faulenzten den ganzen Nachmittag nur herum.
Besire überraschte uns abends mit leckerem Izmir-Köfte, Okragemüse, Reis und Salat. Innerhalb kurzer Zeit erfuhren wir Pensionsgäste, dass wir an diesem Abend noch nach Milas zu einer türkischen Hochzeit mitkommen könnten. Nach kurzer Überlegung fuhren ein Pensionsgast sowie ich mit. Die Hochzeit feierte ein entfernter Cousin von Adil aus Kap?k?r?, der nun aber in Milas wohnt und eine Frau aus Ankara geheiratet hat. Beide waren bereits verheiratet und brachten Kinder in die Ehe mit, eine türkische Patchworkfamilie also. Das Fest fand in Milas inmitten einer Wohnsiedlung auf einem freien Platz statt. Es waren hunderte von weißen Plastikstühlen im Halbkreis aufgebaut sowie das Equipment einer Band. Zu meinem Erstaunen gab es aber weder zu essen noch und zu trinken. Die Gäste besorgten sich ihre Getränke selbst in umliegenden Kiosken. Uns wurde später erklärt, dass dies so sei, weil es bei beiden Personen ja bereits die zweite Hochzeit sei und es aus finanziellen Gründen ein Hochzeitsessen nur im engsten Familienkreis gab. Plötzlich bildete sich eine große Menschenschlange und die Verwandten und Freunde reihten sich auf, um dem Brautpaar zu gratulieren und hefteten ihnen Geldscheine an die roten Schärpen, mit denen ihr Hochzeitsgewand geschmückt war. Danach fand der Brauttanz statt, der mich eher an einen Balztanz erinnerte. Nach und nach wurden die Gäste aufgefordert ebenfalls mitzutanzen. Das Tanzen wurde lediglich durch den Auftritt einer Tanzgruppe aus Ankara in Tracht sowie einigen Sketchen unterbrochen bzw. etwas aufgewertet. Die Hochzeitsgäste, welche dem Brautpaar nahe standen und sich auf der Tanzfläche bewegten, waren sehr schick und festlich gekleidet. Die Männer in der Regel in dunklen Anzügen, teilweise auch Nadelstreifen und mit Weste, weißem Hemd mit Krawatte, die Frauen ausschließlich in Abendkleidern aus glänzenden Stoffen, hohen Schuhen, viel Schmuck und die Haare kunstvoll zurecht frisiert. Der Abend plätscherte ansonsten für meinen Geschmack und auch Erwartung eher eintönig dahin.
Hallo Cosja, Super toll Dein Bericht und wunderschön die Bilder, um die ich Dich fast beneide. Eines ist klar, wenn wir wieder in der Türkei Urlaub machen, muss der Bafasee dabei sein. Und soll ich Dir sagen, ich habe beim Lesen richtig Hunger bekommen und Lust auf türkisches Essen.
Vielen Dank Lehane, und es freut mich sehr dass ich immer noch interessierte Mitleser habe
Fortsetzung
Sonntag, 12.09.2010
Nach dem Frühstück frohlockte Adil nach einem Blick auf die schmale Dorfstraße: ?Cosja, dein Mafia-Auto kommt!? Der Fahrer brachte meinen Mietwagen aus Güzelcamli. Am Holztisch im Innenhof füllten wir miteinander den Mietvertrag aus, zwischendrin wurde dem jungen Mann von Besire ein Frühstück serviert. Bei dem Mietwagen handelte es sich um einen schwarzen Peugeot 208, Dieselfahrzeug zum Mietpreis eines Benziners, 5-Türer, mit schwarzgetönten Scheiben und mit Stoßstangen bis fast zum Boden. Prima, dachte ich noch, letzteres wird sich vor allem auf den Holperstrecken zu einigen antiken Stätten in der Pampa noch als sehr praktisch herausstellen Ich packte noch meinen Rucksack zurecht, der junge Fahrer war dann auch mit dem Frühstück fertig und ich nahm ihn auf seine Bitte hin natürlich bis Bafa mit, damit er mit dem Dolmu? wieder zurück komme. Als ich aber beobachtete, wie er wie selbstverständlich Richtung Fahrertür marschierte, bestand ich darauf, gleich selbst zu fahren und schmeichelte ihm ?dann könne er mir gleich sagen, wenn ich beim Fahren etwas falsch mache?. So fuhren wir also gemütlich die kleine, enge Landstraße am See entlang Richtung Bafa und der junge Mann ließ es sich nicht nehmen, mir auf den ca. 8 km mindestens 3mal zu bestätigen, dass ich sehr gut fahre. Na also, es geht doch! In Bafa dirigierte er mich noch zur Tankstelle, um sicher zu gehen, dass ich ja auch Euro-Diesel tanke. Dann war ich ihn los!
Mein erstes Ziel war der Zeustempel in Euromos, der sich ca. 10 km von Milas entfernt in einem Waldstück befindet. Der Tempel stammt aus dem 2. Jh. n. Chr. und von den 32 Säulen stehen noch 16. Auf den Säulen sind teilweise die Sponsorentafeln noch gut erkennbar.
In Euromos haben wohl in den 70´ern Archäologen angefangen zu buddeln. Die Arbeiten wurden unterbrochen und bis heute nicht wieder aufgenommen. Deshalb sieht man von der Stadt, die sich in den Wäldern rings um den Tempel befindet, so gut wie nichts mehr.
Auf dem Gelände selbst sind sonst hauptsächlich nur noch kümmerliche Reste der Stadtmauer und vom Theater zu entdecken.
In der näheren Umgebung stieß ich dann noch auf das: evt. Reste der Agora, Lagerräume oder Geschäfte
und fand hier noch ein schönes Anschauungsobjekt eines veredelten Olivenbaums
Hier noch ein Blick auf die Landschaft bei Euromos
Danach fuhr ich weiter Richtung Milas und steuerte Labranda an. Auf der D525 herrschte sehr lebhafter, beinahe dichter Verkehr. Es war Sonntag und die Türken machten ihre Ausflüge, fuhren zum Meer und/oder zum Picknick. Bei Milas bog ich auf eine Landstraße Richtung Norden ab und alleine die Fahrt auf den Serpentinen über die Berge war ein Erlebnis. Ich hielt öfter am Straßenrand an um die Landschaft zu fotografieren. Die vorbei kommenden Lastwagenfahrer, die zu den nahe gelegenen Marmorbrüchen unterwegs waren, hupten zur Begrüßung.
Der asphaltierte Weg hörte nach einigen Kilometern auf und so wälzte ich mein schwarzes Fahrzeug die restlichen 5 km bis Labranda über Waldboden.
Labranda war im 6.Jh. v. Chr. die bedeutendste Kultstätte der Karier hoch in den Bergen und auf vier künstlich geschaffenen Terrassen. Die Karer huldigten das Heiligtum ihres Gottes Zeus Labrandos, zu welchem sie mittels Prozessionsmärsche pilgerten. Die 13 km ab Mylasa (Milas) galt als Heilige Straße. Auch dieses Gelände besichtigte ich ausgiebig und kletterte begeistert bis zur Akropolis hoch.
An der Südterrasse
Ruinen der Ostkirche
Blick vom Propyläenbereich zur Freitreppe
Freitreppe
Südpropylon
Blick zur Akropolis
Zeus-Tempelanlage
Andron A = eines der drei Männerhäuser
Oikoi (Archiv)
Blick auf Andron A, Oikoi, Zeus-Tempel und Palast (links)
Grabkammer auf der Akropolis
auf der Akropolis (über diese eingemeiselten Treppenstufen kann ich leider keinerlei Infos finden)