Wie ihr schon gemerkt habt, bin ich am Kurban Bayram überhaupt nicht gut drauf! Warum das so ein schrecklicher Kulturschock für ausländische Tierfreunde ist, möchte ich euch anhand meiner Erfahrungen näherbringen! Also, wie ihr wisst, wohne ich in einem liebenswerten türkischen Dorf mit sehr netten gastfreien Nachbarn und fühle mich dort sehr wohl... bis der Kurban Bayram anfängt, vor dem es mir jedes Jahr graust! Einer meiner netten Nachbarn kauft immer im Frühjahr 20 süsse Kälbchen, die er im Stall mästet bis zum Opferfest... dann sind die Jungbullen schlachtreif und werden einer nach dem anderen auf einem Feld geschächtet! Im ersten Jahr geschah das gegenüber, die Sicht war mir zum Glück verstellt, sehen konnte ich nur wie die Opfertiere zum Schlachtfeld geführt wurden, den Rest konnte ich zwar erahnen, aber am nächsten Tag war das Feld blutrot! Ein benachbartes Wellnesshotel hat sich damals beschwert, dass die überwiegend türkischen Gäste freie Sicht auf das Geschehen hatten und weder vorbeilaufen, noch fahren wollten! Okay, im darauffolgenden Jahr wurden die 20 Bullen auf einem brachliegenden Grundstück auf der anderen Seite geopfert... zum Glück konnte ich diesmal wieder nix sehen, ausser den vielen Autos, die entlang der Strasse parkten! Doch diesmal haben sich die 5 angrenzenden türkischen Familien über das Gemetzel beschwert... Resultat, seit 2 Jahren wird in unmittelbarer Nähe von uns und unseren deutschen Nachbarn geschlachtet! Und das ist kein schöner Anblick, mich erfüllt Trauer und Wut über die Art und Weise wie das geschieht... Respekt und Würde kann ich leider nicht erkennen! Unser netter Nachbar macht das bestimmt nicht aus religiöser Überzeugung, sondern für seinen finanziellen Profit! Die Tiere werden zur Schlachtbank gezerrt und gestossen, sie sind nicht blind und sehen, was ihren Stallgenossen passiert... von Betäubung keine Spur! Lasst uns doch bitte menschlich sein und die Tiere zumindest schmerzfrei töten! Es schockt, dass nicht mal ein Sichtschutz aufgestellt wird, damit niemand unfreiwillig zum Zeugen wird! Es schockt, dass kleine Kinder beim Schächten zuschauen! Der penetrante Blutgeruch ist eklig und das Geräusch beim Abziehen der Haut und Zerstückeln der Tiere mit der Axt möchte ich lieber nicht beschreiben! Wer hat denn so eine dicke Haut, dass ihm so etwas nichts ausmacht??? Vergesst auch bitte nicht, dass der Kurban Bayram ein bewegliches Fest ist und im Laufe von ein paar Jahren im Sommer, sprich Touristensaison, gefeiert werden wird! Meine Hunde schleppen immer noch Kurban Souvenirs an, blutige Hörner, Hufe, Knorpel und Knochen, die im Gebüsch entsorgt wurden... wenn das in der Sommerhitze liegen bleibt, nicht auszudenken! AAARRRGGGG! Gut, was bei uns passiert ist extrem krass und erklärt vielleicht meine Aversion gegen den Kurban Bayram in seiner heutigen Form! Ich würde es sehr begrüssen, wenn sich in dieser Hinsicht etwas ändern würde!
Ja das ehrt dich sehr, ich tue auch meinen Teil um die Welt etwas angenehmer zu gestalten, soweit es nin meiner Macht steht. Aber du kannst die Welt nicht ändern. Auch unsere Politiker in Deutschland können nicht die ganze Welt ändern. Was ist schon Deutschland? Schau dir nur Asien an! Die fragen doch nichts nach unseren Meinungen. Wir in unserem humanen Land essen auch Fleisch. Warst du mal in einem Schlachthof? Wie schlachtet man human? Vielleicht essen die Menschen in 1000 Jahren nur noch Pillen. Es wird noch lange dauern bis sich das Bewusstsein der Menschen auf der ganzen Welt ändert oder auch nicht. Der Mensch ist das gefährlichste Raubtier auf der Erde. Nichts für ungut ich würde auch gerne paradiesische Zustände haben. Es gibt viel zu tun überall.
Zitat von MaryAber ich glaube die Tiere merken das Auslaufen des Blutes nicht so. Sie werden irgenwann bewusstlos und es ist wie Tiefschlaf.
Schreibst Du das zur Selbstberuhigung? Tiefschlaf - romantische Untertreibung für einen barbarischen Akt! Stell Dir nur einfach mal vor, Dir würde jemand bei vollem Bewusstsein mit einem Messer die Kehle durchschneiden. Ich glaube kaum, dass Du dann friedlich einschlafen würdest.
Wie gesagt - jedem seinen Glauben. Aber Blutvergießen zur Gottverehrung - in welchem Jahrtausend leben wir??.
In der letzten Stern-Ausgabe erschien der Leitartikel "Wie Tiere fühlen", eigentlich wissen wir das alles schon längst, aber es trotzdem noch einmal vor Augen geführt zu bekommen, ist schlimm. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann möchte ich Allah bitten, dass die Tiertöter im Angesicht ihres Todes den gleichen Schmerz spüren müssten, den sie "ihren" Tieren zusetzen. Übrigens: Ich esse kein Fleisch und keine Wurst, auch nicht hier in Deutschland, ich fühle mich sehr wohl dabei, habe ausgezeichnete Blut- und Colesterinwerte! Ich verachte niemanden, der Fleisch isst! Ich kann es nicht mehr.
Also ich möchte doch jetzt auch mal klar stellen, dass ich ein Tierfreund bin. Von diesen abartigen Praktiken habe ich noch nichts miterlebt. Aber was hilft es den Tieren wenn ihr euch hier so aufregt. Wenn es so abartige Praktiken in Kusadasi gibt dann solltet ihr was dagegen unternehmen und einen Beschwerdebrief an die Belediye schreiben. Sie sind ja auch daran interessiert, dass Touristen in die Stadt kommen. Man sollte auf diese Auswüchse des Schlachtens öffentlich aufmerksam machen.
Zitat von MaryAber was hilft es den Tieren wenn ihr euch hier so aufregt. Wenn es so abartige Praktiken in Kusadasi gibt dann solltet ihr was dagegen unternehmen und einen Beschwerdebrief an die Belediye schreiben.
Mary, wir regen uns nicht auf, es ist Sache der Türken, wie sie in ihrem Land das Opferfest begehen! Wenn du den ganzen Beitrag gelesen hast, weisst du, dass auch türkische Instanzen gegen die alten Gebräuche mobil machen und das Opferfest verändern oder abschaffen wollen! In allen türkischen Zeitungen und im Fernsehen wird auf "diese Auswüchse des Schlachtens öffentlich aufmerksam gemacht"!!! Aber wenn du selbst etwas dagegen unternehmen willst, kannst du gerne Beschwerdebriefe schreiben!
Die Laienmetzger sind auch dieses Jahr wieder die Dummen, über 3000 Verletzte soll es geben:
Zitat von MaryAlso ich möchte doch jetzt auch mal klar stellen, dass ich ein Tierfreund bin. Von diesen abartigen Praktiken habe ich noch nichts miterlebt. Aber was hilft es den Tieren wenn ihr euch hier so aufregt. Wenn es so abartige Praktiken in Kusadasi gibt dann solltet ihr was dagegen unternehmen und einen Beschwerdebrief an die Belediye schreiben. Sie sind ja auch daran interessiert, dass Touristen in die Stadt kommen. Man sollte auf diese Auswüchse des Schlachtens öffentlich aufmerksam machen.
Warum hast Du als Tierfreund nicht rebelliert, sondern zugeschaut, als man ein Tier geopfert hat? Damit fängt es doch an! Nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern selber bei sich im engsten Umkreis anfangen. Nur so wird etwas geändert.
ok, ja das war auch mein erster emotionaler Gedanke. Ich hätte das Tier vielleicht retten können. Aber was dann? Sollte ich diesen türkischen Leuten, die mich eingeladen haben ihr Hochfest mit ihnen zu begehen, den Tag verderben? Für diese Leute war es eine heilige Handlung. Vor 30 Jahren haben sie in der Schweiz gelebt und sind aber ihren Traditionen treu geblieben. Die Schlachtung wurde im Garten vollzogen. Während des Vorgangs wurde aus dem Koran gelesen und es war ein heiliger Augenblick und kein Schauspektakel. Hinterher waren alle beklommen. Es ist eine Kultur , die über viele Jahrtausende gewachsen ist und ich denke das ändert sich erst wenn die islamischen Leute selbst die Erkenntnis und das Bewusstsein dafür bekommen. Man kann das Thema mit ihnen vorsichtig diskutieren. Viele meiner Bekannten haben sich von diesen Ritualen schon abgewendet. Aber für die Mehrheit der Türken ist die Religion ein Hauptbestandteil ihres Lebens. So war es auch bei uns noch vor 50 Jahren in Deutschland. Wie ist es wenn viele Europäer zu Weihnachten eine Stopfente verzehren. Wieviel Leid müssen die Enten über Monate ertragen wenn das Futter in den Hals geschüttet wird. Am Ende ist die Leber so groß, dass sich nicht mehr laufen können. Von den Schmerzen, die sie über Wochen ertragen müssen gar nicht zu reden. Aufgeklärte und sogenannte gebildete Deutsche fahren extra nach Frankreich um die besten Stopfentenlebern zu kaufen , da in Deutschland verboten. Der erste Weg zur Änderung ist nur die Selbsterkenntnis. Wir können nicht die ganze Welt ändern. Wie lange hat es gedauert bis wir das waren was wir heute sind? Das war mein letzter Beitrag zu diesem Thema. Liebe Grüße Mary
@Mary Ob es eine heilige Handlung war, ob aus dem Koran gelesen wurde, dürfte dem Tier relativ egal gewesen sein. Das lindert die Qualen und die Schmerzen nicht, die ihm zugefügt werden.
Solchen traditionellen Ritualen kann man natürlich nicht mit radikaler Besserwisserei entgegentreten sondern mit Fakten und Argumenten. Und die gibt es doch zur Genüge. Genannte Koran-Zitate z.B., oder die Aussagen der Imame und Theologen. Und der Zeitgeist, der das Handeln bestimmen sollte. Und Ehrfurcht vo dem Leben.
Karins Statistiken sind doch ziemlich deutlich. Türkei steht von der muslimischen Bevölkerungszahl an achter Stelle, bei der Anzahl der rituell getöteten Tiere auf Platz eins! Soll, kann man darauf stolz sein?
Und immer nur Negativbeispiele anderer Länder als Gegenargumente zu benutzen, hilft doch nicht weiter! Wenn man so argumentiert, bleibt es beim Status Quo. Nimm die Positivbeispiele als Messlatte, alles andere ist absolut dekonstruktiv.
Eine kleine Bemerkung am Rande: Als der Urvater der Juden, Abraham, das erste Tieropfer anstelle seines Sohnes begangen hat, gab es weder die Bibel noch den Koran!
Hier sind schon mal die Daten für den Kurban Bayram in den nächsten Jahren:
2011 ist das Opferfest am 6. bis 9. November
2012 ist es am 25. bis 28. Oktober
2013 vom 15. bis 18. Oktober
2014 vom 4. bis 7. Oktober
Deutsche Kurzurlauber in den Herbstferien sind schon mal vorgewarnt, meidet besser die Türkei, wenn ihr nicht unfreiwillig Zeuge des öffentlichen Schlachtens werden wollt!
Ein Leserkommentar zum Artikel über Schlachten oder Nichtschlachten am Kurban Bayram berichtet über die Zustände in Istanbul:
ZitatDer Bosporus ist rot vom Blut! Sie schlachteten an jeder Ecke! An Tankstellen (Waschanlagen!), Stränden, an den Autobahnen, auf Spielplätzen (in Parks), Vorgärten, Badezimmern, Seitenstrassen, auf Dächern...einfach Überall!
Wer nach Istanbul reist, will ja was sehen und erleben, aber bestimmt nicht das!
PS.: Das Zitat Leserkommentar wurde von mir aus dem Englischen frei übersetzt, die (...) wurden von mir zugefügt!
dann sollte man auch fairerweise auch gegen die stierschlachterei in spanien vorgehen,in der islamischen welt hat es wenigstens einen religiösen hintergrund,hier wird nur aus spass und belustigung getötet,ich kann noch mehrere von aufzählen walfang der japaner,robbenjagd der skandinavier,nur sinds ja keine moslems,da guckt man nicht so genau hin!
Falls du es noch nicht gemerkt hast, Gunnyboy, dies ist ein TÜRKEI Forum! Wir berichten über unser Leben hier und da gehört selbstverständlich auch die Erfahrung / Eindruck des Kurban Bayram (Opferfest) dazu! Dass Tiere leider überall in der Welt leiden müssen ist uns natürlich bekannt! Für Touristen und Auswanderer kann das öffentliche Schlachten der Opfertiere ein Kulturschock sein, das sind wir aus unserer alten Heimat nicht gewohnt zu sehen... passiert natürlich dort auch, aber hinter geschlossenen Türen!
Wenn du diesen ganzen Beitrag über das islamische Opferfest gelesen hast, wirst du hoffentlich gemerkt haben, dass weder Kritik an Religion, noch an landestypischen Traditionen ausgeübt wird, sondern dass wir berichten, was in der türkischen Presse veröffentlicht wird und was wir selbst erleben und wie unsere Gefühle desbetreffend sind!
Vergiss bitte nicht, dass auch das Opferfest in einigen Jahren in den Sommer, sprich Touristensaison, fällt... ich glaube, dass sich allein schon deshalb einiges ändern muss! Das öffentliche Schächten von Opfertieren ist z.B. seit Jahren von der türkischen Regierung verboten...
Vom 6. bis 9. November findet dieses Jahr das Opferfest (Kurban Bayram?) statt. Überall entstehen Pferche, wo die Opfertiere angeboten werden. Die Preise für Rinder liegen bei 11 TL pro kg Lebendgewicht. Für Schafe und Ziegen werden 12 bis 13 TL verlangt.
Die Stadtverwaltungen achten darauf, dass die Opfertiere nur in Schlachthöfen geschlachtet werden. Die Zabita ist ganztägig im Einsatz, um unkontrolliertes Schlachten auf der Strasse zu verhindern. Wer bei einer illegalen Schlachtung erwischt wird, muss mit hohen Strafen rechnen. (27.10.2011)