Im Halbschatten am Waldrand steht zur Zeit das "Greiskraut" SENECIO OLYMPICUS in voller gelber Blütenpracht:
Es handelt sich bei SENECIO um eine weltweit stark verbreitete Gattung mit Hunderten Arten, die mehr oder weniger giftig sind, wie z.B. das hochgiftige in Verruf geratene "Jakobskreuzkraut", das allerdings wie der Name sagt um Jacobi (25.Juli), also im Juni / Juli blüht. Unser "olympisches Greiskraut" blüht erst im Oktober und landet nicht mehr im Honig von Davutlar, der um diese Zeit schon längst in Gläser abgefüllt ist... nur vereinzelte Bienen bedienen sich noch an den gelben Blüten:
Der Name Greiskraut (Kreuzkraut) scheint von den grauen haarigen verblüten Blüten der Pflanze abgeleitet zu sein!
Unser guter "türkischer" Honig ist also garantiert nicht durch Senecio vergiftet!
Im Herbst zeigt der Wald sich von seiner Seite als Futterquelle für seine Tiere, üppig ist das Angebot an Früchten, Beeren und Pilzen! Zwar ist das Herbstlaub nicht so bunt, aber die herbstliche Stimmung ist voll da!
Die zarten winzigen Alpenveilchen (Cyclamen) wuchern wild im Wald:
Am Waldrand erwürgt die Schlingpflanze einen Olivenbaum, der sich zu dicht an die Wildnis gewagt hat... den Kampf um die Sonne hat die wilde Clematis gewonnen und zeigt stolz ihre knallroten Beeren:
Wie im Urwald wuchert die Clematis, manche Bäume sind überladen mit den prächtigen roten Beeren!
Am Waldrand auf sonnigen Plätzen trägt der mediterrane Mastixstrauch (Pistacia lentiscus), der zur Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae) gehört, seine winzigen roten Beeren:
Von drauss' vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Die schönen roten Beeren eignen sich hervorragend als Weihnachtsdeko!
Wegen den stacheligen Blättern habe ich diesen Strauch immer für die weihnachtliche Stechpalme (Holly) gehalten, aber jetzt trägt der Strauch plötzlich stachelige Eicheln und entpuppt sich als mediterrane KERMES EICHE (Quercus Coccifera), heimisch in "unserem" Wald:
Die Kermes Schildlaus hat diesem Strauch seinen Namen gegeben, schon in der Eisenzeit wurde aus den Läusen der Farbstoff Karminrot (Crimson, Cochinelle) gewonnen, kennt man z.B. von der Kleidung der Kardinäle!
An Weihnachten blüht ein wunderschönes weisses Glöcklein in den türkischen Wäldern, das sich bis in die Wipfel der Zypressen schlingt und dessen Name ich leider nicht gefunden habe...
Das zierliche Glöcklein überwuchert Strauch & Baum und verziert diese weihnachtlich!
Wie schön ist doch die Natur in unserer türkischen Heimat...
Danke, in die Richtung haben wir auch gedacht! Es kann ja nur eine Art Clematis sein, es klettert meterhoch und die Blüten sehen aus wie eine Variante dieser Waldrebe! Es könnte sich um die "Clematis anshunensis" handeln, auch als "Winter Beauty" bekannt, weil sie im Winter blüht, aber ich wüsste gerne den türkischen Namen...
Endlich bin ich fündig geworden, bei dem winterblühenden Glöcklein handelt es sich tatsächlich um eine Clematis cirrhosa (türkisch Akasma), die in der türkischen Ägäisregion zwar vorkommt aber nicht endemisch ist! Zufällig hatte ein Pflanzenfreund aus Davutlar genau diese Pflanze schon vorgestellt:
Durch Zufall bin ich beim Suchen nach etwas anderem auf diese brilliante Pflanzenseite gestossen, auf der neben den türkischen auch die lateinischen & deutschen Pflanzennamen zu finden sind:
Am Waldrand hinter unserem Haus wächst und blüht nur an einer Stelle ein Exemplar der unglaublich zahlreichen weissen Doldenblütler, deshalb schwer zu determinieren, es handelt sich vermutlich um Giersch (Aegopodium podagraria), türkisch KEÇIAYA?I (Ziegenfuss):
Angeblich ist Giersch als Heilpflanze gegen "Zipperlein" nutz & essbar, weil man ihn aber leicht mit tödlich giftigen Doppelgängern verwechseln kann, lasse ich lieber die Finger davon...
Wilde Iris sind endemisch und häufig in der Türkei zu bewundern, in den Bergen Anatoliens gibt's ganze Wiesen voller blauer Iris. Mit viel Glück, wenn weder Schafe noch Ziegen die Wiesen am Wald abgegrast haben, finden wir diese winzige wunderschöne Iris (stenophylla allisonii), türkisch (Navruz) SÖSEN:
Wie kleine himmelsblaue Sterne verstecken sich diese wilden Iris im hohen Gras und künden den Frühling an!
Die bösen Sommerwurzen (Orobanche anatolica = "Erbsenwürger") türkisch CANAVAR OTU, sind vampir artige Parasiten, die für Chlorophyll & Nährstoffe die Wurzel der Wirte aussaugen...gruselig!
Dieses schöne Exemplar steht mit vielen Artgenossen auf einem Erbsenfeld in unserer Nähe, ihre Millionen von Samen können jahrelang in der Erde überleben und lauern, bis ein geeigneter Host (Wirt) in der Nähe für Wasser & Nährstoffe angezapft werden kann! Als Wirt sind Erbsen, Tomaten, Auberginen, Paprika & Favabohnen sehr gefragt, weshalb die Bauern die Sommerwurzen rigoros ausrotten, um die Ernte zu retten! Eine seltene Pflanze also, die uns hoffentlich genug Erbsen für eine Suppe übrig lässt...
Die Wiesen am Waldrand sind bedeckt mit einem blauen Teppich aus Wegmalven (Malva Neglecta), das "Ebegömeci", dessen Blätter in jungem Zustand gerne gegessen werden, von den Ziegen wird das Kraut aber verschmäht:
Es ist die Zeit für Disteln, die mancherorts ein Durchkommen erschweren:
Jetzt blühen viele lila und gelbe Pflanzen in Wald & Wiesen:
Auf einer Wiese im Wald tausende Schmetterlinge, die alle auf den purpur Blüten des Felberich sitzen, in türkisch "Karga Otu" , der botanische Name ist Lysmachia atropurpurea.
Sooo viele Schmetterlinge auf einem Platz habe ich noch nie gesehen...soooo schön!
Wie herrlich es jetzt im Wald riecht...wie ein Parfüm duftet die Natur! Da blüht üppig das Geissblatt (Lonicera) "Han?meli", das die alten Olivenbäume überwuchert:
Die Myrte (Myrtus communis) "Mersin a?ac?" verströmt ihren wohlriechenden Duft (gibt's in der Türkei als Duftöl "Mersin çiçe?i ya??" zu kaufen!)
Am Waldrand blüht wilde Minze "Nane" und fügt ihre Duftnote dazu
Und ganz dezent die herbe Hintergrundnote der Pinien, die Nuance von Meer und Sonne... was ein harmonisches Bouquet, ob ich mir das mal im Parfümladen mixen lasse?