Nostalgisches Video von Kusadasi im Jahr 1970! Was hat sich viel verändert, kaum zu glauben... Für mich ist das Video fast eine kleine Zeitreise, habe das "alte" Kusadasi meines ersten Besuch wiedererkannt, du meine Güte, wie die Zeit vergeht!
Wo damals noch Felder waren, stehen heute Wohnblocks, wo damals Oliven gepresst wurden, ist heute ein Gartenrestaurant, wo damals eine handvoll Kneipen waren, ist heute die berüchtigte Bar Street, wo damals Schilder in französisch waren, ist heute alles in englisch!
Wirklich interessant, die Bilder von 1970. Ich bin 1987 das 1. Mal in Ku?adas? gewesen. Damals fuhren noch Autos durch die Barbaros Hayrettin Cad. Und auch in der Umgebung war deutlich mehr Landwirtschaft. Rund um den Viadukt fingen gerade die Bauarbeiten an.
Dann findest du das Video "Kusadasi 1986" bestimmt interessant,Jenny! Schlechte Bild Qualität, aber gegenüber der Marina und auf den Hügeln hinter der Stadt war damal noch NICHTS gebaut... was war Kusadasi damals noch grün!
Vielen Dank, Karin! Du hast recht, der Bauboom der letzten Jahre ist Ku?adas? nicht besonders gut bekommen, z.B. auch Uydukent oder nun - ganz neu - der Einkaufskomplex am Ladiesbeach! Damals war alles ein wenig vertraeumter. Z.B. fuhr man damals von Selçuk an Ephesus vorbei Richtung Pamucak und Ku?adas? durch die Allee, die jetzt neben der heutigen 4-spurigen Strasse noch zu sehen ist - war wunderschön - aber der heutige Verkehr würde durch die enge Allee gar nicht mehr durchpassen. Aber vieles hat sich auch verbessert und ist für uns 'Auslaender' einfacher geworden.
Ein Amateurfilmchen aus 1987 zeigt u.A. den Önder Camping, damals noch an der Stadtgrenze von Kusadasi gelegen, heutzutage befindet sich dieser Campingplatz mitten in der Stadt am Meer! An der Promenade sind die Palmen noch ziemlich klein, was mir Hoffnung gibt dass aus meiner Winzpalme was werden kann!
Interessant finde ich die Tatsache, dass der Bauboom in Kusadasi erst Anfang der 90ger begonnen haben muss, in den 70ger bis 80ger Jahren ist nicht viel Veränderung zu sehen!
Danke für die Bilder! Das hat mich in meine Teenagerzeit zurückversetzt. Wir waren 72 und 76 in Kusadasi und danach erst wieder 2008. Ich habe fast garnichts mehr wiedererkannt. Damals gab es französische und italienische Touristen in der Stadt und der Club Mediterranée war das größte Luxushotel - vor allem das erste, das "All inclusive"-Urlaub angeboten hat. Der Begriff "Parkplatzproblem" war noch nicht erfunden und man konnte sein Haus und sein Auto unverschlossen zurücklassen. Diebstahl war ein Begriff, den man nur aus Istanbul kannte. Die Einheimischen waren stolz darauf, dass es so etwas hier nicht gab. Heute würde wohl niemand mehr sein Auto nachts unverschlossen stehenlassen. Was der Massentourismus einer Kleinstadt und seinen Bewohnern antun kann - schade!
Die Menschheit läßt sich grob in zwei Gruppen einteilen: In Katzenliebhaber und in vom Leben Benachteiligte. Francesco Petrarca
Ich war 1984 zuletzt in Kusadasi. Ob auf dem im Video gezeigten Campingplatz kann ich nicht mehr erkennen, aber dieser war aber ebenfalls am Stadtrand am Strand. So wie auch Kamele. Im letzten Jahr habe ich Kusadasi nur erschrocken gestreift, als ich auf dem Weg nach Güzelcamli war. LG Cosja
Kusadasi Anno 1702 wurde festgehalten von JOSEPH PITTON DE TOURNEFORT, einem französischem Botaniker, der im Auftrag von Louis XIV den Levant bereiste und auf seiner Reise auch nach Scalanova, dem heutigen Kusadasi kam!
Hier ist ein Auszug aus seinen Reisebeschreibungen über Kusadasi, den ich für euch aus dem alt holländischen übersetzt habe:
...Hier endet der Ankerplatz von Ephese mit einem Kap, den man zur Rechten lassen muss um den Weg nach SCALANOVA zu verfolgen. Danach kommt man an das Meer und man sieht das Kap von Scalanova, das weit in's Meer hinausragt. Zwei Meilen an dieser Seite der Stadt geht man durch einen Bruch von einer alten Mauer, welche, so wie man sagt, Ephese als Wasserleitung gedient hat, aber es gibt keine Bogen. Man sieht jedoch, dass die Fortsetzung der Mauer um die Hügel zur Stadt verläuft. Die Zugangswege nach Scalanova sind sehr angenehm durch ihre Weinberge. Man betreibt einen sehr starken Handel in roten und weissen Weinen, und Rosinen, man fertigt auch viel türkisches Leder. Scalanova ist eine ziemlich schöne Stadt, beinahe viereckig, gut gebaut, gut gepflastert und die Häuser sind mit Ziegeln gedeckt. Man sieht viele alte Brocken Marmor in dieser Stadt. Die Sankt Yorgios Kirche der Griechen steht in der Vorstadt auf der Spitze des Hügels, der rund um den Hafen verläuft, recht gegenüber ist die Klippe, auf der man eine viereckige Burg gebaut hat, in der man eine Besetzung von zwanzig Soldaten hält. Sie sieht zum Westen und Südwesten. In dieser Stadt sind ungefähr tausend türkische Familien, sechshundert griechische, zehn jüdische und sechzig armenische. Die Griechen haben ihre Sankt Yorgios Kirche, die Juden eine Synagoge, aber die Armenier haben keine Kirche. Man hat in der Stadt und ihrem Umfeld nicht mehr als ungefähr hundert Janitsaren. Was den Kaufhandel anbelangt, der ist, ausser in den Waren die wir genannt haben, nicht gross, weil man keine Handelsware nach Smyrna (Izmir) verschiffen darf, so dass man Nichts ausser Getreide und türkische Böhnchen lädt. In dieser Stadt sind ein Kadi, ein Disdar und ein Sardar. Man rechnet so einen Tag von Scalanova nach Tyrus, so auch einen nach Guzelitzar oder Schönburg, das das berühmte Magnesie auf dem Meander ist....
Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Kusadasi schon vor mehr als 300 Jahren eine Multikulti Stadt war!
In der JEWISH ENCYCLOPEDIA habe ich einen weiteren sehr interessanten Bericht über SCALANOVA gefunden, den ich wieder für euch übersetzt habe:
Scalanova, wichtige Stadt Anatoliens, gegenüber der Insel Samos, Meereshafen von Ephesus. Die älteste Epitaph (Grabinschrift) auf dem jüdischen Friedhof trägt das Datum 1682, aber die Stadt hat offensichtlich schon jüdische Einwohner im 13. Jahrhundert (müsste 14. sein) gehabt, weil im Jahr 1307 eine Anzahl Juden aus Scalanova nach Smyrna entfernt wurden, ein ähnlicher Vorfall ereignete sich um 1500. Zur Zeit der Vertreibung aus Spanien sind 250 jüdische Familien nach Scalanova gegangen und zahlreiche lokale Familiennamen sind immer noch spanisch. In 1720 hat die Pest die Anzahl der Familien auf 60 reduziert und Tournefort, der die Stadt in 1702 besucht hat, fand dort nur 10 Familien und eine Synagoge. In 1800, als eine Cholera Epidemie veranlasste, dass viele Juden auswanderten, gab es 200 Familien in Scalanova und in 1865, als eine zweite Epidemie die Stadt heimsuchte, gab es dort immer noch 65 Familien. In 1860 war Moses Esforbes der Chef des Zollamtes, während Isaac Abouaf mehrere Jahre lang der Stadtarzt war, Moses Faraji und Moses Azoubel waren die Gemeinde Apotheker . Zur Zeit (1905) besteht die jüdische Bevölkerung aus 33 Familien, einige von ihnen sind Immigranten vom Morea (Peloponnes) nach der griechischen Revolution von 1821. Die Mehrheit sind Landbesitzer mit Weinbergen, die einzigen Handwerker sind Klempner. Die Synagoge, erbaut von Isaac Cohen in 1772, wurde von Joseph Levi in 1900 wiederaufgebaut. Die Gemeinde besitzt ebenfalls ein Talmud Thora, vorgestanden von einem Rabbi, der auch als Shohet und Hazzan amtiert. Eine falsche Anklage von rituellem Mord gegen die Juden wurde ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts vorgebracht und ein gewisses Mass an Antisemitismus zeigt sich meistens rund Ostern.
Wo sind eigentlich die Synagoge und der jüdische Friedhof in Kusadasi?
Für die Liebhaber der alten Reiseberichte über Kusadasi habe ich aus dem Buch "Briefe aus dem Levant" von dem schottischen Abenteurer JOHN GALT (1779-1839), die Briefe an den Prinzen Peter Koslovsky über Scalanova aus dem Jahr 1813 gefunden und für euch frei Schnauze übersetzt!
"Die Anreise nach Scalanova geht durch fein kultivierte Felder. Die Stadt kann man von Weitem sehen, sich neigend auf einer Landzunge. Vom Boden einer Vertiefung geht eine Landspitze in einer Kurve in Richtung einer kleinen Insel, wo ein viereckiger Turm errichtet ist, genau vor der Stadt. Das ist die einzige Verteidigung zum Meer, ein altes Fort auf der Landseite der Stadt, unter den Mauern, durch die die Strasse geht, nachdem man über einige Friedhöfe kommt, ist in der Tat der ordnungsgemässe Wächter dieses Platzes. Ein grosser Löwe aus weissem Marmor ist an einer der Ecken am Fort befestigt.
Als wir den Aussenbezirk der Stadt betraten, bemerkte ich eine junge Bulldogge, ausgestreckt vor einer Tür. Entweder aus angeborenem Patriotismus oder irgendeiner Sympathie oder Antipathie, erlaubte er mir unbehelligt zu passieren, Jacomo jedoch, der zurückgefallen war, war nicht so glücklich dran. Ich war gerade einige Yards durch das Tor, als ich ihn einen Ausruf ausstossen hörte, gefolgt von einem Fluch und beim Umdrehen sah ich wie der Hund sich zurückzog. Es scheint, dass Jacomo lustig dahintrabte, an Nichts denkend, als der Hund aufsprang und das Bein seines Pferdes ergriff. Solch einen Hund, weder in Gestalt noch Manieren, hatte Jacomo jemals zuvor gesehen. Der Fluch der Region, wie die alten Trojaner, warnen vorher durch Geschrei bevor sie anfallen, aber dieser rundköpfige Schurke hat seine Absicht nicht angekündigt und Jacomo bemerkte zurecht, dass es nicht fair sei, dass überhaupt ein Hund die Art hat, um ohne zu bellen zu beissen.
Beim Eintritt in die Stadt wurden wir vom Inhaber einer der Khans erwartet, der uns zu einem Appartment führte in dem Gebäude, wo die Schützlinge des britischen Konsulats unterkommen. Der Vize Konsul war nicht in der Stadt und die Person, die ihn vertrat, war so unüberwindlich dumm, dass ich beinahe eine nutzlose Reise gemacht hätte, wäre da nicht ein griechischer Händler gewesen, der sich um uns gekümmert hat und der uns mit ungewöhnlichem Eifer und Freundlichkeit assistiert hat bei Allem, was wir sehen und lernen wollten.
In Scalanova gibt es ungefähr 20 Tausend Einwohner, von denen ca. 5 000 Griechen sind, ca. 100 Armenier, 200 Juden und der Rest sind Mohammedaner. Die Kathedrale, gewidmet St. Georg, ist der Nachfolger der primitiven Kirche in Ephesus und ist deshalb die dritte Würdigkeit im Patriachart. Während wir das Innere der Kathedrale besichtigten, kam ein Begräbniszug an. Der Leichnam, vorangegangen von einigen Priestern, wurde getragen auf einer offenen Bahre, mit unbedecktem Gesicht. Er war in weisse Tücher gehüllt und hatte eine Kerze in der Hand. Nachdem der Gottesdienst gelesen war, hat ein junger Mann, der zugleich der Haupttrauernde war, die Kerze in des Toten Griffs angezündet und einer der Priester hat Kerzen an die Anwesenden verteilt. Mitten im Gottesdienst wurde meine feierliche Andacht unwiederstehlich gestört duch die Dreistigkeit einer der Priester. Er nahm mir meine Brille weg, setzte sie wortlos auf seine eigene Fresse, fand, dass sie ihm nicht passte und gab sie ohne Umschweife zurück. Als der Leichnam zum Grab getragen wurde, haben die Gattin und die anderen Frauen dem Toten den letzten Respekt gezeigt, aber sie entschuldigen meinen Versuch eine Szene zu beschreiben, von der ich mich schnell abwand.
Durch einen unberichtigten Fehler wird Scalanova als das antike Neapolis angesehen, aber die derzeitige Stadt ist höchstens 300 Jahre alt und die Ruinen von Neapolis sind auf der anderen Seite der Landspitze immer noch erkennbar. Scalanova besteht exakt aus zwei Teilen, dem Türkischen und dem Griechischen. Die Türken behalten ihre eigentümlichen Gewohnheiten, aber sie sind zivilisiert, höflich und arbeitsfreudig und die Griechen sind mit ihnen zufriedener als sonstwo. Die Stadt ist angenehm und gut gebaut. Durch eine der Strassen läuft ein Bach mit klarem Wasser und ist angenehm mit Bäumen beschattet. Die Türken ziehen Lagen mit gutem Wasser vor und es wird traditionell berichtet, dass die Stadt gegründet wurde wegen den vielen klaren Quellen. Der derzeitige Distrikts Gouverneur ist beschrieben als ein ungewöhnlich gerissener, begabter, gerechter Mann und zu diesen Charktereigenschaften und dem Komfort der christlichen Einwohner, dem allgemeinen Wohlstand des Landes, verdankt die Stadt viel."
Der Urvater unserer Strassenhunde war ja ein ganz Wilder, ohne zu Bellen gleich Beissen...PFUI!
Phantastisch! Welche Mühe habt ihr euch gegeben! Ich finde es wahnsinnig spannend zu sehen wie Kusadasi einmal aussah und genauso spannend die geschichtlichen Hintergründe! Danke, ganz ganz toll!