Es gibt schätzungsweise noch 500 Nomaden-Familien in der Türkei, die Yörük, die in den heissen Sommermonaten mit Kind und Kegel hoch in die Berge ziehen und dort in den typischen schwarzen Zelten leben.
Die türkischen Nomaden sind eigentlich Halbnomaden, sie sind 6 Monate sesshaft und leben in Dörfern. Leider werden es immer weniger, das Leben in den kargen Bergen ist mühsam und die Kinder sollen regelmässig die Schule besuchen. In der Bergregion bei Egidir und Isparta kann man sie noch erleben, die türkischen Nomaden!
Im Frühsommer, wenn die Temperaturen steigen, ziehen die Yörük in die Berge. Die gesamte Habe wird auf dem Rücken der Kamele verstaut, oft sind es die Kamele, die notfalls sogar alleine losziehen wenn die Menschen nicht rechtzeitig fertig sind!
Die schwarzen Zelte sind aus Ziegenhaar gefertigt und bieten ganzen Sippschaften Platz.
Berühmt sind die türkischen Nomaden für die handgefertigten Yörük Teppiche in wunderschönen Naturfarben!
Die Sarikecililer, einer der letzten Nomadenstämme der Türkei, die seit mehr als 1000 Jahren in Anatolien leben, werden zum Sesshaftwerden gezwungen! Den Nomaden ist es nicht mehr erlaubt auf ihren uralten traditionellen Wanderrouten von der südtürkischen Provinz Mersin in die mittelanatolische Provinz Konya zu ziehen, weil ihre grossen Ziegenherden Schäden an den Wäldern hinterlassen! Die 150 Nomadenfamilien des Stammes bestehen aus 4 bis 10 Mitgliedern und stammen von den Oguz Türken ab, sie leben auf ihren sommerlichen Wanderungen in Zelten und suchen die traditionellen Weiden für ihre Ziegen- und Kameelherden, sie ziehen nicht gemeinsam, sondern in Familienverband auf ihre zwei Monate dauernden nomadischen Wanderungen durch den Südosten der Türkei! Cemal Candan, 67, sagt dass schon sein Ur Ur Ur Grossvater ein Nomade war, sie besitzen kein Land, ihr ganzes Kapital sind ihre Herden... wovon sollen sie überleben, wenn ihnen das genommen wird? Die Sarikecililer interessieren sich nicht für Politik, das moderne Leben geht an ihnen vorbei, sie leben ohne Telefon, Radio oder Fernsehen und wüssten nicht mal, wenn ein Krieg ausbricht! Ihre Tagesordnung richtet sich nach den Jahreszeiten, wenn der Frühling kommt, geht es auf Wanderschaft, aber jetzt gibt es immer mehr Probleme! Seit 27 Jahren zieht Cemal mit seiner Herde durch's Land, aber immer öfter muss er Strafe zahlen, wenn seine Tiere "Verbotenes" fressen, die Landbesitzer und Förster sind hart, letztes Jahr musste Cemal 3000 TL zahlen! Nur in einem Monat haben die Nomadenfamilien 20 000 TL an Strafe bezahlen müssen, mit individuellen Strafen von 1500 bis 2000 TL pro Zelt! Die Regierung sollte sich der Nomadenprobleme annehmen, finden diese, sie sollten Wanderrouten festlegen und Sommerweiden zur Verfügung stellen, damit die Nomaden nicht aussterben!
Das wäre sicher wünschenswert, allerdings bezweifle ich, daß dies den politischen Interessen entspricht. Nomaden sind recht freie Menschen, deren Leben von den Jahreszeiten bestimmt wird und nicht von Politik und Religion. Sowas ist immer ein Dorn im Auge der "zivilisierten" Welt.