Ihr wisst alle, dass wir sehr liebe türkische Nachbarn haben, aber jetzt ist etwas ganz Schlimmes passiert, was ich euch hier jetzt mitteilen werde, in der Hoffnung auf HILFE!!! Der Baba von Mohammed ( siehe "Beschneidung" bei "Leben in T.), von Beruf Anstreicher, hat eine Wand gestrichen auf einer Baustelle, als von hinten heimlich, still und leise ein Irrer ( geistlich Behinderter) sich angeschlichen hat und ihm mit voller Wucht mit der scharfen Kante einer Schippe so fest auf den Kopf geschlagen hat, dass die Schippe festgesteckt hat!!! Seit jetzt 26 Tagen ist unser Nachbar in Izmir im Staatskrankenhaus und liegt seitdem im Koma...er hat das nicht kommen sehen und konnte sich nicht wehren! Seine Familie ist am Ende, die wissen nicht, wie es weitergehen soll! Mit der Hilfe von einem unserer netten Forum-Mitglieder haben wir mit der Familie und, per Telefon, mit dem behandelten Arzt gesprochen! Inzwischen hab ich gut gegoogelt und einen sehr bekannten und kompetenten Neurologen in Izmir ( von der Universitätsklinik) ausfindig gemacht und per email um eine 2nd. Opinion ( Zweitbefund) gebeten! Und stellt euch vor, dieser Arzt hat mich zurückgemailt und versprochen, sich darum zu kümmern...ist das nicht toll? Wir werden probieren, was möglich ist, um diesem armen Mann zu helfen! Falls es etwas gibt, um seinen Zustand zu verbessern, dann wollen wir das machen, ist doch klar!!! Bitte drückt alle die Daumen und betet für unseren Nachbarn! Falls jemand auf diesem Forum irgendwelche Kontakte zu Spezialisten in der Türkei oder in Deutschland hat, die helfen könnten oder falls jemand weiss, wohin wir uns wenden können, bitte bitte denkt an uns... Es gibt bestimmt in Deutschland medizinische Hilfsverbände, ich hab schon gehört von schwierigen Operationen an ausländischen Menschen, die gratis von Krankenhäusern gemacht werden, kann aber nix finden...
Inzwischen ist der Zweitbefund des Neurologen aus Izmir erstellt, leider sieht es nicht gut aus für unseren Nachbarn! Seine Chancen sind äusserst miniem, ich will hier weiter keine Details bekanntgeben, aber eins ist deutlich, die Ärzte können nichts mehr machen... Ein ganz herzliches Dankeschön an unsere Forum-Freundin Amica, die sogar eine Möglichkeit gefunden hat, um den Patienten eventuell in einer Uniklinik in Deutschland behandeln zu lassen, in seinem heutigen Zustand ist das leider Gottes nicht möglich! Danke auch an alle Forumleser für eure Anteilnahme, viele haben diesen Beitrag angeklickt und drücken bestimmt für unseren Nachbarn die Daumen!
Da ist er wieder, der kleine Funken Hoffnung, denn gerade hat mir meine Nachbarin ( die Anne / Mutter) erzählt, dass ihr Sohn heute zum ersten Mal die Augen geöffnet hat! Aus lauter Freude haben wir zusammen ein Tränchen gedrückt und uns richtig geknuddelt, sie hat mir Kuchen und ein paar Eier geschenkt... Ach, wenn ich nur einen Wunsch frei hätte!!!
Unser Nachbar ist heute gestorben. Den ganzen Tag schon kommen trauernde Menschen, das halbe Dorf ist gekommen. Auch die Schulklasse der Tochter war gerade mit Lehrer da. Seit 10.30 Uhr steht der Sarg auf 4 Stühlen auf unserer Strasse und alle Männer sitzen dabei. Die Frauen verschwinden alle sofort im Haus. Die Beerdigung wird heute stattfinden, mein Mann wird mitlaufen.
Ich habe es vom Naturmed aus gesehen. Es waren wirklich sehr viele Menschen da. Mir tut die Familie leid. Es ist schlimm für die Kinder so auf einmal ohne Vater zu sein. Die Familie hat immer noch gedacht es geschieht ein Wunder.
Es war sehr angreifend, wir haben ja alles aus nächster Nähe mitbekommen und wie endlich dann das Leichenauto aus Izmir mit unserem verstorbenen Nachbarn kam...Totenstille! Da war auch eine Art Kühlauto, "Cenaze Yikama Araci ve Morgu", da wurde der Leichnam gewaschen und in weisse Tücher gehüllt. Ganz herzzerreissend, wie die Mutter und die Ehefrau gewehklagt haben, mir ging das durch Mark und Bein! Die Armen haben ja nur so wenig Zeit um Abschied zu nehmen! Mein Mann ist mit zur Beerdigung und hat mit allen Männern den Sarg immer von Hand zu Hand durchgegeben bis zum Friedhof, wo der Sarg übrigens nicht durch das Tor, aber über die Mauer gereicht wurde. Ein wirklich tragisches Schicksal für unsere Nachbarn!
Was soll man dazu sagen??? Ich verzweifele, weil es oft die Ärmsten der Armen trifft! Ich kann an keine Gerechtigkeit mehr glauben, zumindest nicht mehr an die auf Erden! Woher nehmen diese Menschen die Kraft, weiterzuleben?
Heute, nach genau 40 Tagen, haben unsere Nachbarn eine letzte Gedenkfeier für ihren Verstorbenen! Nach den religiösen Gebeten / Gesängen gab es ein grosses Essen für uns alle. Nun hat der Tote seine Ruhe gefunden und hoffentlich jeder der Anwesenden seinen Frieden mit dieser schrecklichen Tragödie...
Ein Jahr ist vergangen, seit unser Nachbar auf tragische Weise um's Leben gekommen ist. Heute haben wir mit "unserer" Familie mit einer kleinen familiären Gedenkfeier mit vielen Gebeten sowie einem Essen mit dem speziellen Helva noch einmal unserem lieben verstorbenen Nachbarn einen Nachruf gewidmet! Möge er in Frieden ruhen und nie vergessen werden!