Als ich in den 70ger Jahren oft in Istanbul war, hab ich damals die Geburt des 1.Kindes der Schwägerin meines damaligen Geschäftspartners/Freundes miterlebt! Da ich keine Ahnung hatte, was man traditionell so schenkt, hab ich einfach Pampers und Babykleidung aus Deutschland mitgebracht! Sehr zur Freude der jungen Mutter! Jahre später, ich war wieder in Istanbul, erwartete meine deutsche Schwägerin ihr 2. Kind in Deutschland und ich wollte etwas typisch türkisches mitnehmen! Wie entsetzt war ich, als mein alter Bekannter Metin mir eine von den selbstgestrickten, ärmellosen Wollwesten andrehen wollte, als echt türkisches Geschenk für eine junge Mutter! Meine modebewusste, designerklamottentragende Schwägerin hätte bestimmt nie wieder mit mir gesprochen...also hab ich ein Nazar Boncugu gekauft und ein traditionelles türkisches Geschenk...einen roten Stein, von dem man ein Stück abbricht und in heissem Wasser auflöst! Schmeckte gut, ein wenig nach Zimt und soll die Muttermilch fliessen lassen ( wie unser Sekt!) Wie die türkische Tradition bei einer Geburt ist, könnt ihr hier erfahren:
Was ich auch gehört habe, Mutter und Kind tragen ein sog. Lohusa Hummasi, ein rotes Band gegen Wochenbettfieber, ausserdem bekommt das Baby ein gelbes Band, gelbe Kleidung oder gelbe Decke gegen Gelbsucht! Früher durfte die Mutter 40 Tage lang nicht aus dem Haus und niemand die Hände geben, sie galt als unrein!!! Interessant ist auch, dass die Nabelschnur eines Jungen bei der Moschee vergraben wurde, die eines Mädchen in der Nähe der Küche!!!
Unser Baby wurde auch gelb angezogen. Ich habe ihm auch ein Nazar Boncu?u angesteckt. Seine Omi und Tante haben so halblaut Nazar Gebete gesprochen und auch ab und zu 3x gespuckt (ganz fein natürlich) Soll auch gegen den bösen Blick nützlich sein. Ich habe bestimmt 100 mal ''ma?allah'' gesagt. Das war mein Beitrag gegen böse neidische Blicke.
Ich habe mit Sicherheit meine Pflicht meiner türkischen Familie gegenüber erfüllt. Ich bin eine gute 'gelin'. Tamam m??
Aha, Du hast nicht mitgespuckt, Ursula? Wenn ich hundertmal "Masallah"sage, spucke ich bestimmt ganz dezent! Wie ist das eigentlich, wenn bei türkischen Freunden, Bekannten, Nachbarn ein Baby geboren wird...kann uns allen ja mal passieren, wann geht man da hin? Was ist ein passendes Geschenk? Gehe ich als Frau zur frischgebackenen Mutter und mein Mann mit dem Vater in's Tee-Haus oder womöglich in 'ne Kneipe? Schon in Holland war das anders als in Deutschland, jedes Land hat halt seine eigenen Sitten und Gebräuche und man will ja nichts falschmachen oder in's berühmte Fettnäpfchen treten! Wäre nett, wenn du uns aufklären könntest, du bist ja schon am längsten hier und kennst dich aus!
Unsere Nachbarin hat nach 2 Jungs endlich ein Mädchen bekommen! Wir haben die Familie heute besucht, Geschenke gebracht und mindestens gefühlte 1001 mal "Mashallah" gesagt!
Die Kleine ist gerade einen Monat alt und wird von allen Frauen der Familie (6!!!) liebevoll umsorgt! Hier ist die süsse Sudenaz (die Zierliche):
Mit stolzer Oma
Und glücklicher Mama
Wir haben die Kleine im Arm gehalten und gebührend bewundert und immer wieder "ne tatli, güzel, sevgili" gesagt! Möge Sudenaz immer gesund und glücklich sein!
Die Weste....*grins* Tatsaechlich diese Westen traditionell sehr wichtig. Es gibt da hessliche klar,aber auch ganz süsse...das ist halt auch Sache von Geschmack.
Der Sinn der Weste ist folgender; Das Baby schlaeft ja viel.Dabei schwitzt es halt auch.Wenn es dann aufwacht und aus dem Bett genommen wird dann soll durch Überziehen der Weste verhindert werden dass es sich verkühlt.
Ist ja nicht falsch.Oder?
Geschenke die sicher immer freudig entgegen- genommen werden sind kleine(oder auch grösser Goldstücke. Gold soll auch vor der Neugeborenengelbsucht schützen(persönlich glaube ich das eher nicht).
Dieser rote Stein den Du da beschreibst Karin, davon wird Lohusa ?erbet gemacht,dieses bestimmt Getraenk. Es soll Milchmachend sein.Und wird den Gaesten angeboten.
Überhaupt Rot-wichtige Farbe für eine Wöchnerin. Der Legende nach soll etwas Rotes die Wöchnerin schützen vor dem bösen Blick und auch dem Versiegen der Muttermilch. Kann man dann oft sehen in Form vom roten Haarreifen etc. bei der Wöchnerin.
Diese selbstgestrickten Westen habe ich bisher immer als Geschenk für die Mütter erlebt, Babywesten habe ich noch nicht gesehen! Viele Neugeborenen und Kleinkinder werden in gestrickte Tücher / Decken eingewickelt, ziemlich fest bei den Ärmchen und Beinchen, damit sie nicht strampeln können und ruhig werden! Das machen hauptsächlich die Dorffrauen noch so, vermutlich ist diese Tradition bei Nomaden entstanden!