Das kann in der "anzeigenfreudigen" Türkei Jedermann wegen einer Lappalie passieren und dann sollte ein Ausländer einen guten Rechtsanwalt beauftragen, in seinem Namen zu handeln... denn wer versteht schon die Beamtensprache der Juristen und kennt sich mit der Gesetzgebung aus?
Ein Riesenirrtum, den wir von vielen Freunden sehr oft zu hören bekommen, betrifft das Erstatten der Anwalts / Gerichtskosten... vergesst es, sowas läuft in der Türkei total anders! Das müsste wieder eingeklagt werden, was wieder mit hohen Kosten verbunden ist, und dann gilt der übliche Satz der türkischen Anwaltsgebührenverordnung und die ist so niedrig, dass sich der erhebliche zeit & nervenraubende Aufwand sicher nicht lohnt!
Hier sehr ausführliche Info über die Prozesskosten in der Türkei:
In unserem Fall flatterten erst zwei Vorladungen (für mich & meinen Mann) per Einschreiben in's Haus, die vom Empfänger unterzeichnet werden mussten. Das Schreiben war vom "Sulh Hukuk Mahkemesi" Amtsgericht Ku?adas? und hatte eine "Dosya No." (Aktennummer), sowie "Duru?ma Günü / Saati / Yeri" (Hauptverhandlungs Tag / Zeit / Platz) auf dem Umschlag! Darin die Anklageschrift, damit wir wissen, was gegen uns vorliegt und wer uns vor's Gericht schleppt! Mein Mann und ich wurden als "Davali" Angeklagter bezeichnet, der Kläger heisst "Davac?".
Mit diesem Schreiben, nachdem wir es von einem Dolmetscher haben übersetzen lassen, sind wir zum Rechtsanwalt, der uns seine kompletten Gebühren genannt hat. Die Vollmacht für den RA mussten wir beim Notar machen lassen, Kosten etwa 200 TL pro Person.
Insgesamt hatten wir in den Jahren 2011 bis 2013 unglaubliche 7 Gerichtsverhandlungen, die unser RA für uns wahrgenommen hat!
Geendet hat unser Prozess so:
Zitat...GEWONNEN haben wir den Prozess nicht! Weil der Kläger bei der letzten Verhandlung seine Anzeige zurückgezogen hat, ist der Prozess eingestellt und der Fall vom Richter zu den Akten gelegt worden! Der Richter hat kein Urteil gefällt! Unsere hohen Kosten werden weder vom Gericht, noch vom Kläger zurück erstattet!
Alle vom Richter angeforderten Dokumente, wie z.B. Pläne vom Katasteramt, alle Experten, Gutachter usw werden vom Kläger bezahlt und falls der seiner Zahlungspflicht nicht nachkommt, wird der Prozess auf richterliche Anordnung eingestellt!
Soweit unsere (unerfreulichen) Erfahrungen mit einem Gerichtsverfahren in der Türkei...
In längst vergangenen Zeiten haben die Leute ihre Uneinigkeiten / Probleme vor dem Kadi geschlichtet, das war eine ganz alltägliche Prozedur um Streitigkeiten untereinander zu regeln. Der Kadi ist gegangen, die Mentalität ist geblieben... auch heutzutage schleppen Streithähne einander wegen jeder Kleinigkeit vor's Gericht! Zwischen Türken kein Problem, nur sehr unangenehm, teuer & langwierig für jeden Auswanderer.
Die häufigsten Gründe von Anzeigen sind Verleumdung, üble Nachrede, (nachbarlicher) Streit, die aber liebendgerne vor dem "Kadi", sprich Gericht, ausgefochten werden. Das richterliche Urteil wird schnell gefällt, bei streitenden Türken genügt oft nur ein Termin um die Sache aus der Welt zu schaffen!