Vor Erdbeben und dabei vielleicht lebend begraben zu werden, macht vielen Menschen in der Türkei am meisten Angst! Wir kennen alle noch die schrecklichen Bilder von den verheerenden Beben im Jahr 1999 und wissen, dass es zu jeder Zeit überall in der Türkei manchmal rumpeln kann! Zum Glück sind die Beben meist schwach, oft merkt man garnicht, dass die Erde gewackelt hat und wundert sich nur über schiefhängende Bilder an den eigenen vier Wänden... ein zuverlässiges Frühwarnungssystem scheint es nicht zu geben... ODER DOCH??? Dieses unglaubliche Video ging vor Kurzem durch die türkischen Medien:
Jetzt frage ich mich, warum nicht alle Menschen im Erdbebengebiet Türkei sich einen Hund halten??? Genau 6 kostbare Sekunden habe ich gezählt, das ist lebensrettende Zeit um sich und seine Familie in Sicherheit bringen zu können...
Wie lange wird es im Ernstfall dauern bis internationale Suchhundestaffeln im Katastrophengebiet in der Türkei einsatzbereit sind? Wie lange müssen Verschüttete unter den erdbebenfreundlichen Häusern in der Türkei ausharren, bis Hilfe kommt? Suchtrupps mit Trümmersuchhunden aus Europa können frühestens nach 12 Std. am Einsatzort eintreffen...eine lange Zeit, wenn man unter Trümmern begraben ist!
Foto:usgs.gov
Aber keine Angst, in der Türkei gibt es inzwischen gut ausgebildete Suchhunde in den Städten, sogar in Izmir soll es eine handvoll Retter auf vier Pfoten geben! Die türkische Rettungsgesellschaft AKUT ist mit ihrem "Arama Kurtarma Köpegi" (Suchrettungshund) bestimmt schneller zur Stelle, als die ausländischen Kollegen!
Wer allerdings an eine schnelle Rettung nicht glaubt, kann sich ja selber einen Suchhund ausbilden, wie dieses Video eines schlauen türkischen Mannes zeigt!
Der Hund Pasha sucht im Wald den Sohn seines Herrchen, zwar hängt ihm die Zunge vor Durst meilenweit runter, aber er macht seinen Job gut! Aferin, Pasha!
Unser verfressener Beagle eignet sich leider überhaupt nicht, um als Suchhund ausgebildet zu werden...der würde höchstens nach verschütteten Kühlschränken suchen! Da war der menschenfreundliche Schäferhundmischling Beyaz schon besser geeignet, mit ihm haben wir oft spielerisch "Verstecken" geübt und er hat schnell kapiert, was wir von ihm wollten...aber leider ist er vergiftet worden! Als Übungsgelände zur Ausbildung eines Suchhundes ist unsere Gegend ja bestens geeignet, hier gibt es doch sooo viele "einstürzende Neubauten", ideal, um einem intelligenten Hund das Grundwissen als Trümmerschnüffler zu verklickern!
Schnappt man sich einen schlauen Strassenhund, trainiert ihn täglich und nach kurzer Zeit hat man nicht nur einen treuen Freund, sondern auch einen Retter auf vier Pfoten! Für Leute, die für die Ausbildung eines Rettungshundes keine Zeit, Geduld, Liebe haben, gibt es schon fertig ausgebildete Hunde für viel Geld zu kaufen:
Wäre es nicht eine gute Idee, wenn auch Tierheime in der Türkei Hunde zu Such-Rettungshunden ausbilden würden? Ich glaube, diese Hunde würden gerne genommen!
Zitat von Karin Wäre es nicht eine gute Idee, wenn auch Tierheime in der Türkei Hunde zu Such-Rettungshunden ausbilden würden? Ich glaube, diese Hunde würden gerne genommen!
Witzige Idee. Wir haben im Tierheim schon kaum Zeit, jedem Hund mal wenigstens eine Streicheleinheit zukommen zu lassen. Bei den Schwierigkeiten, mit denen wir täglich zu kämpfen haben, wäre im Traum nicht an eine Ausbildung - welcher Art auch immer - zu denken.
Wenn man sich das Gros der türkischen Tierheime anschaut, sind da in den allermeisten Fällen noch nicht einmal die notwendigsten Grundbedingungen für ein einigermaßen würdiges Leben erfüllt. Wir waren vorige Woche im Tierheim von Seferhisar, das uns von Freunden als "vorbildlich" geschildert wurde. Alle der etwa 40-50 Hunde waren total verräudet und in einem erbärmlichen Gesundheitszustand. Als Futter stand ihnen ein Trog mit in Wasser eingeweichtem Brot zur Verfügung. Immerhin gibt es dort eine Tierärztin, die bis zu sechs Hunde am Tag kastriert. Diese werden dann aber ohne jede Weiterbehandlung oder Impfung auf die Straße entlassen. Damit sind sämtlichen Kranheiten, die auch auf Menschen übertragbar sind, Türen und Tore geöffnet. Solange noch solche Zustände den Status Quo darstellen, sind Ideen wie Deine leider reine Fiktion.
Wieso witzige Idee und reine Fiktion? Diese "Schnappsidee" wurde in der Türkei doch schon in die Tat umgesetzt! Als ich im September 1999 geschäftlich in Istanbul war, habe ich mich mit vielen Helfern nach der Erdbebenkatastrophe im August unterhalten und schreckliche Geschichten gehört...aufgefallen war mir, dass den internationalen Suchhundetrupps grosse Bewunderung und Respekt gezeigt wurde! Zutiefst bedauert wurde, dass diese Rassehunde zu teuer sind und türkische Rettungsgesellschaften sich solche Hunde nie leisten könnten! Als ich auf einen Strassenhund zeigte und meinte, dass diese intelligenten Hunde sicher das Potential zum Rettungshund hätten, hat man mich ausgelacht! Aber als ich Anfang 2000 wieder in Istanbul war, habe ich von zwei Tierheimen im Grossraum Istanbul gehört und eines besucht, wo inzwischen Hunde ausgebildet und vermittelt wurden und mit ihren Führern Wochenend-Kurse zum Trümmersuchhund belegt hatten! Ob das immer noch angeboten wird in der Türkei kann ich z.B. auf der Website von Akut leider nicht finden...in Kusadasi gibt es einen Polizeihund, in Izmir nur eine handvoll Suchrettungshunde...viel zu wenig für den Ernstfall! Erdbebengefahr besteht immer in diesem Land, manchmal wird die Bevölkerung aufgerüttelt, versinkt danach aber schnell wieder in Resignation und "Abwarten und Tee trinken"! Beim letzten Beben in der Türkei habe ich bei den Presse-Berichten von Rettungsarbeiten keinen Suchhund im Einsatz vor Ort gesehen!
Neocortex, du sprichst mir aus der Seele, aus dem Herzen. Diese Tiere müssen erst einmal gründlich gepflegt werden, aber von wem, gründlich Futter bekommen, von wem, ggfs. Medikamente bekommen, von wem, wie du sagst, Streicheleinheiten erhalten, von wem alles?? Da ist an eine Ausbildung zu Rettungshunden nicht zu denken!!
Ich wiederhole mich ungern, aber solange in den allermeisten Tierheimen der Türkei solch katastrophale und nicht hinnehmbare Zustände herrschen, bleibt so etwas reine Fiktion. Natürlich hat jeder Straßenhund das Potential zu einem Rettungs- oder Suchund. Aber um solch ein Projekt durchzuführen, müssen doch erst einmal die grundlegendsten Vorraussetzungen geschaffen werden, um den Hunden überhaupt ein würdiges Leben in den Tierheimen zu ermöglichen. Denn nur gesunde und ausgeglichene Hunde, die nicht täglich um ihr Überleben kämpfen müssen, können sich doch auf eine solch anspruchsvolle Ausbildung konzentrieren. Wenn das in zwei Tierheimen in Istanbul der Fall sein sollte, ist das natürlich sehr begrüßenswert. Aber das ist leider noch die absolute Ausnahme. Ich kann hier gern mal ein paar selbst gemachte Bilder aus "normalen" türkischen Tierheimen posten, auf denen ausgemergelte Welpen an verwesenden Hundekadavern nagen müssen etc.
Auch in unserem Tierheim muss sich vor unserem Engagement Grausames abgespielt haben. Über Monate hinweg habe ich beim Kontrollgang im Freigehege immer wieder mal die sterblichen Überreste von mindestens 20 Hunden gefunden, die dort elendeig verreckt sein müssen und einfach liegen gelassen wurden. Den Hunden geht es dank unserer Arbeit heute sehr gut. Es gibt keine Krankheiten wie Räude mehr bei uns und alle Hunde werden satt. Aber das alles ist das Ergebnis eines harten und ermüdenden Kampfes gegen die Gemeinde und ihre Pläne. Und der Kampf dauert leider fort, da uns noch immer keine öffentlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Wir müssen weiterhin jeden Krümel Trockenfutter, jedes Brot und jedes Gramm Knochen oder Fleisch und jede Impfung und jedes Antibiotikum und jede Spritze und jedes Putz- und Desinfektionsmittel aus der eigenen Tasche oder aus Spenden aus Deutschland finanzieren. Da bleibt, wie schon gesagt, kaum Zeit, den Hunden überhaupt mal eine Streicheleinheit zukommen zu lassen. Unter solchen Bedingungen ist an ein derart engagiertes Ausbildungsprojekt wohl kaum zu denken.
Es geht doch in diesem Beitrag nicht über das TH Özdere, sondern über SUCH-RETTUNGSHUNDE IN DER TÜRKEI! Ist klar, dass im TH Özdere keine Möglichkeit besteht, um Hunde zu trainieren, über die Unterbesetzung im TH ist ja oft berichtet worden auf unserem Forum... Es hat auch niemand vom TH Özdere verlangt, Hunde auszubilden! Obwohl ich mir vorstellen kann, dass es sogar in diesem TH einige Hunde gibt, die Talent zum Such-Rettungshund hätten, wenn sie jemand holt und trainiert? Leider werden auch in den wenigen Tierheimen, wo sowas möglich wäre, keine Kurse gegeben, schade! Zum Beispiel im TH Tuzla, wo für 300 Hunde 3 Tierärzte, 20 feste Mitarbeiter und eine kleine Armee freiwilliger Helfer im Einsatz sind, hat man nicht die Zeit / Möglichkeit um Hunde aus zu bilden!:( Die türkischen Rettungsgesellschaften wie Akut haben nur wenige Rettungshunde und das in einer Erdbebenzone! Auf dieser Website einer türkischen Rettungsgesellschaft sind nur auf einer Seite 3 Rettungshunde zu sehen:
Es werden viele menschliche Retter ausgebildet, aber bin ich blind, Hunde kann ich nicht im Übungseinsatz entdecken??? Weder in Kusadasi, noch in Davutlar, Güzelcamli oder Söke gibt es Suchhunde oder werden Ausbildungskurse angeboten... Da kann ich nur sagen, selbst ist der Mann/die Frau, wie schon oben in einem Video gezeigt, wo ein Türke zusammen mit seinem Sohn einen Suchhund privat trainiert!
Geht doch! Erstmals wurde in Izmir / Karsiyaka ein Strassenhund zum Such-Rettungshund ausgebildet! Der tapfere zukünftige Lebensretter mit dem Namen Rüzgar (Wind) macht noch in diesem Monat seine Prüfung zum Arama Kurtarma Köpek in Istanbul, die er garantiert bestehen wird!
Die Ausbildung hat 2 Jahre gedauert, Rüzgar ist ein schlauer Sokö... ein schöner Hund, der die Menschen liebt! Man sollte die Intelligenz von Strassenhunden nicht unterschätzen!